Dass die neue Corona-Variante Omikron irgendwann auch nach Schleswig-Holstein gelangen würde, war schnell klar. Doch das Tempo, mit dem sich in diesen Tagen die Infektionszahlen bei uns im Land entwickeln, geben Anlass zur Besorgnis. Wie konnte es dazu kommen?
Corona-Fälle in schleswig-holsteinischen Clubs
Nach ersten Verdachtsfällen im Dezember galt die Corona-Lage in ganz Deutschland vor Weihnachten als angespannt, denn Modelle zeigten, dass auch hierzulande viele Omikron-Infektionen zu erwarten seien. Doch alle Bundesländer außer Schleswig-Holstein schlossen Disktotheken und Bars über die Feiertage.
Während Clubs, Kneipen und Bars also über die Weihnachtsfeiertage weiter geöffnet bleiben konnten, kam unmittelbar nach den Feiertagen die Quittung: Trotz der geltenden 2Gplus-Regel waren in mehreren Clubs in Schleswig-Holstein doch Infizierte mit unter den Gästen - mehrere hundert Personen, die mitgefeiert haben, müssen sich daraufhin in Quarantäne geben. In nahezu allen Clubs werden in den Tagen nach den Parties Ansteckungen entdeckt - ein Kraftakt für die Gesundheitsämter, die seit beinahe zwei Jahren unter hoher Belastung arbeiten.
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Warum gibt Omikron Grund zur Besorgnis?
Warum gibt Omikron Grund zur Besorgnis?
Die neue Virusvariante ist nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich ansteckender als die Delta-Variante, die zuletzt vorherrschend war. Das kann bedeuten, dass Ansteckungen in geschlossenen Räumen über Aerosole (kleine Tröpfchen in der Luft, die beim Sprechen oder Atmen in die Luft kommen) stattfinden, ohne dass zwei Menschen besonders engen Kontakt haben. Deshalb werden stark steigende Infektionszahlen in Deutschland und Schleswig-Holstein erwartet.
Auch wenn die neue Mutation wahrscheinlich weniger schwere Krankheitsverläufe zur Folge hat, ist sie doch gefährlich: Denn auch wenn prozentual weniger Menschen ins Krankenhaus müssen, können die Krankenhäuser bei extrem vielen Infektionen überlastet werden. Auch Quarantäne für viele Mitarbeiter wie Pfleger, Ärztinnen und andere Mitarbeiter könnten Kliniken die Arbeit erschweren. Deshalb gilt weiterhin die Maxime, möglichst viele Ansteckungen zu vermeiden.
Viele Quarantänefälle in Schleswig Holstein
Durch die steigenden Infektionszahlen mit der Omikron-Variante müssen sich auch viele Schleswig-Holsteiner in Quarantäne begeben. Da zwischen den Feiertagen und zu Beginn des neuen Jahres viele Mitarbeiter auch noch im Urlaub sind, wird es durch die zusätzlichen Quarantänen ruhig in den Büros und Firmen in Schleswig-Holstein. Wir haben uns bei Ihnen umgehört:
Der Start in 2022 mit neuen Corona-Maßnahmen
Aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen mit der Omikron-Variante treten bereits zwischen den Feiertagen Kontaktbeschränkungen ein. Private Silvesterpartys sind so nur mit maximal zehn Gästen erlaubt. Kurz nach Neujahr wird allerdings klar: das reicht noch nicht. Ministerpräsident Daniel Günther gibt weitere Maßnahmen bekannt, die ab dem 4. Januar greifen sollen. Alle neuen Regeln, die aktuell gelten, können Sie auch hier nachlesen.
Die neuen Corona-Maßnahmen sehen dabei unter anderem deutlich strengere Regelungen für Club- und Kneipenbesitzer vor. Bisher konnte mit einer 2Gplus-Regel und Maskenpflicht in Clubs gefeiert werden. Künftig soll der Eintritt nur noch mit einem negativen PCR-Test möglich sein, zumindest so lang die Gäste nicht geboostert sind.
Was das für die Diskobesitzer bedeutet, erzählt uns der Geschäftsführer des MAX Nachttheaters in Kiel, Henning Puls.
Hohe Belastung für die Gesundheitsämter
Die steigenden Zahlen und Quarantäne-Fälle machen auch den Gesundheitsämtern hier in Schleswig-Holstein zu schaffen. Bereits seit zwei Jahren läuft dort Betrieb dort auf Hochtouren - auch über die Weihnachtsfeiertage arbeiten die Ämter teilweise mit einer doppelten Besetzung, um die Kontakt-Nachverfolgung gewährleisten zu können.
Zum Start des neuen Jahres kommen die ersten Gesundheitsämter dennoch ins Straucheln. Besonders in Kreisen, in denen die Inzidenz besonders hoch ist, wie es in Nordfriesland und Dithmarschen der Fall ist, kommen die Ämter nicht mehr hinterher.
Wir haben mit Stephan Beitz, dem Pressesprecher der Stadt Neumünster, gesprochen. Er erzählt uns, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheitsämter aktuell meistern.
Erster Notstand in unseren Kliniken
Viele der Betriebe in Schleswig-Holstein leiden unter den aktuellen Quarantäneregeln, da Personal wegfällt. Besonders fatal ist die Lage jedoch in unseren Kliniken. Im Westküstenklinikum Heide und Brünsbüttel sind 160 Mitarbeitende erkrankt oder befinden sich als Kontaktperson in Quarantäne - für ein mittelständiges Unternehmen würde das normalerweise die Schließung bedeuten. Trotzdem muss der Klinikalltag aufrecht erhalten werden.
Wie das geleistet wird, erzählt uns der Kliniksprecher des Westküstenklinikums, Sebastian Kimstädt.
Landtag beschließt "epidemische Lage nationaler Tragweite"
Der schleswig-holsteinische Landtag ist am Montag, den 10. Januar zusammengekommen, um die "epidemische Notlage nationaler Tragweite" regional für Schleswig-Holstein zu beschließen. Damit können nun neue Einschränkungen beschlossen werden, wie beispielsweise eine Sperrstunde ab 23 Uhr oder die Schließung von Diskotheken.
Neue Regelungen ab dem 12. Januar
Am Dienstag, den 11. Januar, hat die Landesregierung neue Regelungen beschlossen, die bereits ab dem 12. Januar gelten.
Die neuen Maßnahmen bestimmen unter anderem eine 2Gplus-Regel in der Gastronomie, in Fitnessstudios und Saunen, sowie bei organisiertem Sport. Weiterhin gibt es nun eine Sperrstunde für die Gastronomie ab 23 Uhr, Diskotheken im Land müssen außerdem schließen.
Alle weiteren Regelungen gibt es auch hier nochmal ausführlich:
Es bleibt also weiter vor allem eins: kompliziert.