Fünf Produkte stehen vor einem weißen Hintergrund.
Fünf Produkte stehen vor einem weißen Hintergrund.

"Windbeutel des Jahres": Das sind die größten Werbelügen

Der "Windbeutel des Jahres" ist eine Auszeichnung, auf die sich eigentlich kein Ausgezeichneter freut. Denn die Verbraucherschutzorganisation "foodwatch" zeichnet damit jedes Jahr die größten Werbelügen und -tricks aus. In einer Abstimmung können Nutzer dann jedes Jahr den zweifelhaften Sieger auswählen.

In den vergangegen Jahren gewannen beispielsweise eine Kinder-Tomatensauce mit viel Zucker oder ein Käse, der mit "Freilaufkühen" warb, die tatsächlich aber nicht an der frischen Luft grasen durften.

Wir haben hier die fünf Kandidaten für dieses Jahr und was sie laut foodwatch zu einer Werbelüge macht.

Eine Volvic-Flasche steht da.
Eine Volvic-Flasche steht da.

Volvic Natürliches Mineralwasser von Danone

Auf der Flasche des Volvic-Mineralwassers prangt ein „Klimaneutral zertifiziert“-Label. Dabei ist das Wasser alles andere als vorbildlich: Die Flaschen werden größtenteils per Lkw aus Frankreich nach Deutschland transportiert. Einweg-Plastik-Flaschen schaden der Umwelt stärker als Mehrwegflaschen. Und im Vergleich zu Leitungswasser emittiert das Volvic-Wasser ein Vielfaches an CO2.

Mövenpick Kapsel-Kaffee
Mövenpick Kapsel-Kaffee

Mövenpick Green Cap Kaffeekapseln von J.J. Darboven

„Kompostierbar“ und „biologisch abbaubar“ sollen die Mövenpick-Kaffeekapseln von J.J. Darboven sein. Tatsächlich sind die “Green Caps“ alles andere als umweltfreundlich: Abfallunternehmen können sie weder recyceln noch kompostieren – sondern müssen sie verbrennen. Dadurch sind sie in der Umweltbilanz nicht besser als normales Plastik. 

Katjes + Vitamine
Katjes + Vitamine

Katjes Wunderland Fruchtgummis

Ausgerechnet bei einer Süßigkeit mit 60 Prozent Zuckeranteil tut Katjes so, als sei sie gesund. Die als „Wunderland“ getarnte Zuckerbombe enthält zugesetzte Vitamine – für ein vermeintlich „besseres Naschen“. Dadurch verleitet Katjes zum Süßigkeiten-Konsum und verschleiert den hohen Zuckergehalt, der sogar 30 Prozent höher ist als bei Haribo Goldbären.

Naturally Pam Protein Pam
Naturally Pam Protein Pam

Clean Protein Bar von Naturally Pam by Pamela Reif

Die Fitness-Influencerin Pamela Reif bewirbt die Verpackung ihres Proteinriegels als plastikfrei, biologisch abbaubar und umweltfreundlicher als konventionelles Plastik. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Plastik-Folie, die weder kompostiert noch recycelt wird, sondern als Plastikmüll in der Müllverbrennung landet. Auch in der Natur würde die Folie – wenn überhaupt – nur sehr langsam abgebaut.

Rewe-Fleisch Wilhelm Brandenburg
Rewe-Fleisch Wilhelm Brandenburg

Clean Protein Bar von Naturally Pam by Pamela Reif

Die Fitness-Influencerin Pamela Reif bewirbt die Verpackung ihres Proteinriegels als plastikfrei, biologisch abbaubar und umweltfreundlicher als konventionelles Plastik. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Plastik-Folie, die weder kompostiert noch recycelt wird, sondern als Plastikmüll in der Müllverbrennung landet. Auch in der Natur würde die Folie – wenn überhaupt – nur sehr langsam abgebaut.

Und hier können Sie mit abstimmen:

Und so reagierten die Unternehmen auf die Kritik:

Gegenüber Spiegel Online nahmen Danone, Darboven, Naturally Pam sowie Rewe zur Kritik von foodwatch Stellung. Katjes äußerte sich nicht. Danone gab an, dass Einwegflaschen aus recyceltem PET für lange Transportwege die ökologisch sinnvollste Verpackung seien. Genau hier liege jedoch der Hund begraben, so foodwatch: Wasser, das über lange Transportwege nach Deutschland gekarrt würde, als besonders klimafreundlich darzustellen, sei eine dreiste Klimalüge. Darboven bezeichnete die „aktuelle Situation der Entsorgungswege“ als unbefriedigend. Das Unternehmen arbeite an einer „anderen Lösung“ für das erste Halbjahr 2022. foodwatch stellt dazu fest: Kaffeekapseln sind und bleiben eine unnötige Verschwendung von Ressourcen. Selbst bei erfolgreicher Zersetzung werde kein hochwertiger Kompost gebildet. Auch Naturally Pam schiebt die Schuld auf die Abfallwirtschaft: Diese liefere noch nicht die nötigen Bedingungen, dass die Verpackungsfolie des Proteinriegels richtig kompostiert werden kann. Das Problem seien jedoch nicht die Abfallunternehmen, sondern die Verpackung, kommentierte foodwatch. Aufwändig hergestellte Plastik-Verpackungen sollten recycelt und wieder verwendet werden, statt kompostiert oder verbrannt. Rewe redet sich damit heraus, dass das Unternehmen erst seit 2021 mit dem Zertifizierungsunternehmen kooperiere. Fakt ist: Die Zertifikate für das Geflügelfleisch von Rewe stammen aus den Jahren 2010-2012. Für diesen Zeitraum hat das Projekt nachweislich keinerlei Emissionsreduktionen bewirkt, die Zertifikate sind also falsch. Zudem sei es grundsätzlich irreführend, Fleisch als „klimaneutral“ zu bewerben.