Eine Fähre schwebt an Seilen unter einer Brücke.
Eine Fähre schwebt an Seilen unter einer Brücke.

Steht schon wieder still: Rendsburgs Sorgenkind Schwebefähre

11.10.22, Aus Rendsburg berichtet: Schleswig-Holstein-Reporter Maik Brockstedt

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!

Die Schwebefähre über dem Nord-Ostsee-Kanal steht still. Und das nun schon zum wiederholtem Male seit der Einweihung der neuen Schwebefähre im März - sage und schreibe 33 Fehltage gibt es bisher!

Hintergrund: Am 8. Januar 2016 fand die vorerst letzte Fahrt vom nördlichen Ufer statt. Etwa auf halben Weg kollidierte sie mit dem Frachter „Evert Prahm“.

Die Menschen in Rendsburg und Umgebung haben sich eine neue Schwebefähre gewünscht – und natürlich ist es auch irgendwie ein Wahrzeichen Schleswig-Holsteins!

Und da schwebt sie nun also seit März dieses Jahres für satte 13 Millionen Euro. So viel hat der Neubau nämlich gekostet.

Bislang brachte die neue Schwebefähre aber leider mehr Frust als Lust!

Eine Chronik des Stillstands

  • März

    Genau eine Woche ist die neue Fähre alt, da gibt’s die erste Panne: Auf der Anzeigetafel war zu lesen: „Keine Überfahrt wegen Sturm“. Allerdings lag die Windstärke bei Stufe 3, das heißt eigentliche "schwache Brise"…

  • April

    Werkstattpause und ein Bauteil am Anleger streikt. Die Fährgondel ließ sich nicht mehr lösen.

  • April

    Ein Leck an der Bremsanlage zwingt die Schwebefähre zu einer kurzen Pause.

  • Mai

    Eine kurzfristige Wartungspause zum Start in den neuen Monat.

  • Mai

    Ein technischer Defekt – und die Schwebefähre fährt wieder nicht.

  • Juli

    Werkstattpause für drei Wochen.

  • August

    Der wohl kurioseste Ausfall: Grund war eine Spinne, die über einen Sensor gekrabbelt war und dort ihr Netz gesponnen hatte – ausgerechnet über einen Sensor!

    Der kam damit wohl so gar nicht klar und meldete ein Leck am Treibstofftank des Notstromaggregats. Der Betrieb wurde aus Sicherheitsgründen komplett eingestellt.

  • August

    Ein defekter Akku sorgte für eine weitere Pause der Schwebefähre.

  • September

    "Nur" zwei kurze Ausfälle in diesem Monat!

  • Oktober

    Die Elektronik machte schlapp! Die Schwebefähre hing für einige Zeit über dem NOK. Es kam zum Glück zu keiner Kollision mit einem Frachter, denn selbst der Notbetrieb funktionierte nicht mehr.

  • Oktober

    10. bis zum 21. Oktober: Werkstattpause!

Anwohnerin Marie im R.SH-Interview

Die Anwohner müssen sich also in Geduld üben, doch der Geduldsfaden wird kürzer, wie mir Anwohnerin Marie verraten hat:

Die Schwebefähre abzureißen ist sicherlich etwas hart, denn sie gehört zu Schleswig-Holstein wie das leckere Fischbrötchen. Vor allem möchte niemand diese Ausfälle haben, doch noch gehören sie einfach dazu!

Jörg Brockmann im R.SH-Interview

Jörg Brockmann vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt am Nord-Ostsee-Kanal hat mir gesagt:

Aktuell ist die Schwebefähre nicht defekt, es laufen nur einfach ganz übliche Wartungsarbeiten, die schon länger geplant waren. Übrigens wurden diese bewusst in die Herbstferien gelegt, weil in dieser Zeit weniger Pendler unterwegs sind.

Jetzt gerade werden Kohlebürsten zur Stromabnahme und Belüftungsfilter gewechselt.

Nach den Herbstferien soll die Fähre dann wieder planmäßig über den Nord-Ostsee-Kanal schweben - und das auch zuverlässig!

Natürlich kann ich jeden verstehen, der sich darüber aufregt, wenn die Schwebefähre still steht. Eine Panne ist nie gewollt und gehört zum Prozess einfach dazu. Deswegen kann ich auch die Betreiber verstehen. Über die Wartungsarbeiten sollten wir aber auch froh sein, denn sie garantieren unsere Sicherheit!
R.SH Schleswig-Holstein-Reporter Maik Brockstedt zu seiner Recherche
Maik Brockstedt steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera
Maik Brockstedt steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera
Maik Brockstedt steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera
Maik Brockstedt steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera