Organspendeausweis
Organspendeausweis

Das neue Organspende-Register

18.03.2024

Organspenden können Leben retten. Doch Jahr für Jahr stehen Tausende Schwerkranke auf Wartelisten, um eine Niere oder ein neues Herz zu erhalten. Allein in Schleswig-Holstein warten zurzeit rund 394 Menschen auf ein Spenderorgan.

Dabei ist laut Umfragen eine große Mehrheit der Menschen grundsätzlich positiv zum Thema Organspende eingestellt, doch die Realität sieht leider anders aus. Grund dafür: Organe dürfen nur entnommen werden, wenn man zu Lebzeiten aktiv schriftlich zugestimmt hat oder Angehörige das nach dem Tod tun. Die meisten halten ihre Spendenbereitschaft zu Lebzeiten jedoch nicht schriftlich fest.

Nun soll ein Online-Register helfen. Dieses soll vieles einfacher machen, die Wartezeiten senken und Leben retten. Der Vorteil des Registers: Wer Organe spenden will, braucht nun keinen Spendenausweis mehr oder eine andere Niederschrift, die vielleicht verloren gehen könnte. In Zukunft soll die Spendenbereitschaft zweifelsfrei dokumentiert und jederzeit für Krankenhäuser digital abrufbar sein. Vor allem aber entlastet es Angehörige im Ernstfall vor einer schweren Entscheidung.

Wir haben mit Florian Ingwersen aus Risum-Lindholm gesprochen. Sein zehn Monate alter Sohn Janne ist mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen. Er hat als erstes Kind überhaupt in Deutschland ein künstliches Herz eingesetzt bekommen. Damit ist er aber nicht lebensfähig. Er braucht ein Spenderherz. Darauf wartet die Familie seit vier Monaten – und das, obwohl sie europaweit auf Platz 1 der Warteliste sind. Für ihn und seine Frau ist es unerträglich. Sie leben seit vier Monaten mit der großen Schwester von Janne im Ronald McDonald Haus in Kiel.

Warum sollte jeder einen Organspendeausweis haben?

Wie wichtig es ist einen Organspendeausweis zu haben, erzählt uns Florian Ingwersen aus Risum-Lindholm. Er ist Vater des zehn Monate alten Janne, der ganz dringend ein neues Herz braucht. 

Florian Ingwersen - Vater vom kleinen Janne

Er erzählt uns, weshalb das künstliche Herz keine Dauerlösung ist und wie es Janne aktuell geht. 

Thomas Thee aus Tüttendorf ist Empfänger einer Spenderniere

Er ist 37 Jahre alt und lebt seit sieben Jahren mit einer gespendeten Niere. Vorher war er zehn Jahre lang auf der Warteliste und musste auch von seinem 20. Geburtstag bis zum 30. Geburtstag regelmäßig zur Dialyse. Trotzdem hat er es geschafft nebenbei zu studieren und sein Leben voran zu treiben. Weil: "Wer aufgibt, hat schon verloren!"

Tanja Luft aus Lübeck hat dem Sohn ihrer Freundin eine Niere gespendet

Als Lebend-Nierenspender hat Tanja Luft aus Lübeck dem chronisch kranken Sohn ihrer besten Freundin eine Niere gespendet. Uns erzählt sie davon.

Fragen zum neuen Organspende-Register beantworten wir Ihnen hier:

  • Wie funktioniert das neue Register?

    Zunächst ist es möglich, eine Erklärung für oder gegen die Organspende mithilfe eines Personalausweises mit Online-Funktion und PIN (eID) zu hinterlegen. Der Eintrag kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Zwischen Juli und September soll die Registrierung auch mit einer Gesundheits-ID ermöglicht werden. Die können Versicherte von ihrer Krankenkasse bekommen. Vom 1. Juli an sollen die Krankenhäuser in der Lage sein, die Erklärungen abzurufen.

    Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos und kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Abgerufen werden dürfen die Erklärungen nur von dafür berechtigtem Krankenhauspersonal. 

  • Welche Vorteile hat das Organspende-Register?

    Die bisherigen Organspendeausweise konnten verloren gehen oder im Notfall nicht zu finden sein. Viele Kliniken machen zudem die Erfahrung, dass Menschen, die als Spender infrage kommen, keine Festlegungen über ein Ja oder Nein zu einer Spende getroffen haben. Auch viele Angehörige fühlen sich in einem solchen Fall überfordert und entscheiden sich deshalb gegen eine Organspende.

    Das Online-Register ist zu jeder Zeit verfügbar. Kommt eine Organspende infrage, kann das Personal im Krankenhaus rund um die Uhr darauf zugreifen und die Erklärung des potenziellen Spenders abrufen. Das Register soll auch die Angehörigen im Ernstfall von einer schweren Entscheidung über eine Organspende entlasten.

  • Bleibt der Organspendeausweis weiterhin gültig?

    Um auch Menschen ohne Internetzugang oder Computer eine rechtssichere Dokumentation zu ermöglichen, bleibt auch der Organspendeausweis weiterhin gültig. Wer in der Vergangenheit einen Organspendeausweis ausgefüllt hat und nun seine Erklärung im Online-Register registrieren möchte, sollte allerdings darauf achten, dass die Erklärungen übereinstimmen. 

Das Thema Organspende auch in unserem Blaulicht-Podcast

In einem Krankenhaus in Flensburg wird bei einem Patienten der irreversible Hirntod festgestellt. Kurze Zeit später steht fest, dieser Mensch möchte seine Organe spenden. Jetzt wird die deutsche Stiftung Organtransplantation informiert und macht sich zusammen mit dem medizinischen Transportdienst der Johanniter auf den Weg. Ole Niemann von der Johanniter-Unfall-Hilfe und Antje Winkler von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) erzählen Moderator Matze Schmak in dieser Folge, wie genau Organspender zu Lebensrettern werden und welche Organisation im Hintergrund dafür nötig ist. Hier geht's zum Podcast!