Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Mauer und nehmen ein Selfie auf.
Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Mauer und nehmen ein Selfie auf.

Eine echte Social Media-Alternative? BeReal im R.SH-Test

26.08.22, Aus Kiel berichtet: Schleswig-Holstein-Reporterin Gina-Maria Kock

Es nervt mich mittlerweile nur noch, wenn man durch Instagram oder Facebook scrollt und sich fragt: „Wieso sehen die alle so perfekt aus?“. Die Antwort ist ganz einfach: weil viele Social Media-Nutzer ihre Fotos mit Filtern bearbeiten, Falten glätten, Pickel wegretuschieren und beim Glitzern in den Augen nachhelfen. Wenn man sich das nicht immer vor Augen führt, können die sozialen Medien ganz schön ernüchternd sein – gerade für Jugendliche kann das echt gefährlich sein. Jetzt gibt’s eine neue App im Appstore, die genau dem entgegenwirken will: BeReal möchte ganz ohne Gesichtsfilter und Bearbeitungsfunktion das reale Leben darstellen. Ich habe mir die App direkt mal aufs Handy geladen und sie fleißig getestet.

BeReal-Screenshot
Screenshot: BeReal
BeReal-Screenshot

Das Prinzip ist ganz leicht: man postet jeden Tag ein einziges Bild, das nur die eigenen Freunde sehen können. Wann man postet, überlegt man sich aber nicht selbst. Die App schickt jeden Tag eine Benachrichtigung aufs Handy, dass man JETZT sein BeReal posten soll – und zwar innerhalb von zwei Minuten! Somit hat man keine Zeit, nochmal schnell in die Küche zum vorteilhaften Licht zu flitzen oder die Haare nochmal frisch zu machen. Das Foto soll eben „real“ sein, wie die App schon sagt, real, ungeschönt, ungefiltert. Und eben genau da entstehen, wo man in dem Moment ist: auf dem Klo, in der Bahn, komplett ungeschminkt, im Schlabbershirt oder mit Gurkenmaske im Gesicht.

BeReal-Screenshot
Screenshot: BeReal
BeReal-Screenshot

Meine ersten paar Tage mit der App gingen dann auch schnell rum: Man verbringt nämlich deutlich weniger Zeit mit der App als zum Beispiel mit Instagram, weil eben jeder nur einmal am Tag ein Bild postet. Auch eine Nachrichtenfunktion gibt es nicht und man verdödelt keine halbe Ewigkeit mit dem Bearbeiten der Fotos, die man hochlädt. Tatsächlich haben meine Freunde auch meistens ziemlich zackig und aus dem Moment heraus ihre BeReals hochgeladen und ich musste feststellen: ich bin nicht die Einzige, die im Sitzen ein Doppelkinn hat und ohne Gegenlicht eine fahle Haut. Zum Glück, das war erstmal ein schönes Gefühl. Ich würde sagen: BeReal hat sein Ziel erreicht. Menschen teilen ihre ungeschönten Fotos, ohne Katzenohren, ohne glättende Gesichtsfilter, ohne perfektes Selfielicht.

Mein Fazit zu BeReal

Ob sich die App bei mir langfristig etablieren wird?

Ich finde es super, dass BeReal die ganz normale Welt versucht zu zeigen: Die immer gleichen Gesichter am Schreibtisch mit der abgeranzten Kaffeetasse vom Vortag oder die Freundin, die jeden Tag zwei Stunden im Zug sitzt und pendelt. Komplett ohne Filter und ohne Zeit, sich eine vorteilhafte Pose zu überlegen. Aber ganz ehrlich: Genau das wird auch schnell langweilig. Und bei Instagram und Facebook werden deswegen nicht weniger hochbearbeitete Fotos hochgeladen.
Schleswig-Holstein-Reporterin Gina-Maria Kock zu ihrer Recherche
Gina Maria Kock steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Gina Maria Kock steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Gina Maria Kock steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Gina Maria Kock steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt in die Kamera.